Von der schrillen Rockröhre zur Heiligen? Das könnte man fast meinen, schon bei der Ähnlichkeit des Titels zu den Bekenntnissen des Augustinus, der sich vom Lebemann zum Heiligen wandelte. Um es gleich zu sagen: Nina Hagens Autobiographie hat mich vollkommen überrascht, denn sie ist ausgezeichnet geschrieben: flüssig, facettenreich, faszinierend, immer wieder überraschend in den Assoziationen, witzig und klug. Wenn einen die oft überdreht wirkenden Auftritte Nina Hagens bisweilen nerven, der bekommt in ihrem schön produzierten Buch die gleichen Qualitäten – Nini pur -, kann aber das Rezeptionstempo selbst bestimmen. Auf diese Weise wird das quirlige Irrlicht auch für langsamere Gemüter erträglich. Unbedingt lesenswert, ihr Buch! Ich werde es für den deutschen Biographiepreis 2011 vorschlagen.

Schauen wir in das Buch hinein: „Mich, Nina Hagen, gibt es, weil ich von jenseits der Stürme und der Sterne her und jenseits der Zeit gewollt und gewünscht bin. Wie simpel die Leute doch denken, wenn sie sagen: Komm, wir machen Liebe, oder: Lass uns ein Kind machen! Man kann nicht Liebe ‚machen‘, und schon gar nicht Kinder. Ich existiere doch nicht, weil mich meine Eltern wollten. Vielleicht wollten sie mich ja gar nicht; vielleicht hatten sie nur am richtigen oder falschen Tag Sex. Nein, ich bin nicht das Produkt meiner Eltern; das ist etwas ganz anderes. Ein Kind ist nämlich ein Wunder. Und so bestehe ich darauf: Ich bin eine himmlische Idee, ein bester Gedanke Gottes, ein Teil Seiner großen Liebe zu uns Menschen. Gott wollte mich von Ewigkeit her.“

Schöner kann man seine persönliche Mythographie nicht schreiben.

Aus der Verlagsinformation: Über Nina Hagen existieren 1000 Gerüchte: Nina die »Punkröhre«, Nina der »frivole Vamp«, Nina »der Bürgerschreck«. Wer Nina Hagen wirklich ist, weiß nur sie selbst. Nun schreibt sie ihre »Bekenntnisse« – und sie schreibt, wie sie singt: ohne Netz und doppelten Boden, aufregend, provokant, rückhaltlos authentisch. Nina Hagen redet ungeschminkt von sich und ihrem rasanten Leben. Doch sie hat mehr zu erzählen als die übliche Mixtur aus Sex, Drugs & Rock ´n´ Roll.

Nina erzählt davon, wie sie mitten in einem atheistischen Umfeld bereits sehr früh auf ein verbotenes, aber faszinierendes Wesen namens Gott stieß. Sie nimmt den Leser mit auf ein wildes Roadmovie, in dem sie unter anderem dämonische Erfahrungen in einem indischen Ashram machte. Auf ihrer Reise hat sie der Liebe, den Drogen und dem Tod ins Auge geschaut. Vor allem aber begegnete sie Gott. »Gehst auch du weg wie all die anderen?«, hatte sie Jesus einst gefragt, damals in jener Nacht, in der die Geschichte begann. Die Antwort auf diese Frage ist die Lebensgeschichte der Nina Hagen: »Nein, ich bleibe hier. Ich war immer bei dir und werde auch immer da sein.«