Nettes kleines Portrait meiner Mutter, aufgezeichnet von Hedi Delfino in der Johanneshaus Rundschau (Frühjahr 2010), die 4 x jährlich vom Johanneshaus Öschelbronn – Zentrum für Lebensgestaltung im Alter herausgegeben wird. Am 9. Juli 2010 haben wir den 86. Geburtstag unserer Mutter gefeiert, die immer noch sehr aktiv ist, wie Sie hier lesen können.

Eine Stille im Lande
Von Hedi Delfino, Bewohnerin

Schon früh morgens strebt Ilse Mäckler mit schnellen, energischen Schritten von ihrer Wohnung durch den Park zum Haupthaus – man merkt, dass sie ein arbeitsreiches und ausgefülltes Leben hinter sich hat als Apothekerin mit einer eigenen Apotheke, einer Familie mit drei Kindern und vielen Enkeln. Sie macht nicht viel Aufhebens von ihrer segensreichen Tätigkeit für das Haus und arbeitet in der Stille – eigentlich ist es ihr gar nicht recht, dass ich sie um ein Interview bitte.

Vor  dreißig Jahren lernte sie das Johannneshaus kennen, als eine Freundin hier zur Probe wohnte und auch sie hier eine Woche Urlaub machte. Danach war sie regelmäßig als Gast im Johanneshaus und half schon in dieser Zeit auf den Pflegestationen bei der Betreuung der Bewohner. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie dann vor 17 Jahren hierher und beschäftigt sich seither intensiv mit der Arbeit auf den Stationen. Sie ist seit 3 Jahren als Mitglied des Heimbeirats eine der vier Persönlichkeiten, die sich die Betreuung in den Pflegestationen aufgeteilt haben und kümmert sich um die Bewohner der Station III/5. Durch diese Beschränkung ist gewährleistet, dass die Betreuer zu den Bewohnern enge persönliche Bindungen aufbauen können. Im Laufe der Jahre betreute sie täglich mehrmals insgesamt sechs Bewohner,  denen sie Essen reicht, mit denen sie spazieren geht, soweit es ihre Kräfte noch erlauben, die Rollstühle zu schieben, sie liest vor, singt und betet und tut alles, was notwendig ist – nur die finanzielle Verantwortung überlässt sie anderen.

Während der Jahre ihrer Betreuertätigkeit hat sich die Bewohnerstruktur erheblich verändert  –  die Leute, die auf die Pflegestationen kommen, sind wesentlich älter,  unterschiedlicher Herkunft und haben andere geistige Interessen – man hat oft fast den Eindruck, es handele sich um ein Hospiz. Frau Mäckler  ist es ein besonderes Anliegen, dass  sich in den Fällen, in denen keine oder nur entfernt wohnende Angehörige vorhanden sind und die Pflegebedürftigen selbst nicht mehr in der Lage sind, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, jüngere Leute zur Verfügung stehen sollten. Sie könnten sich im Notfall gemeinsam mit dem von Herrn Schott geleiteten Kreis der ehrenamtlichen Helfer  sowie dem Kreis Sterbebegleitung um alles kümmern. In der letzten Zeit sind einige neue Mitglieder nach der Auflösung einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer in Mühlacker  hinzugekommen, die diese sehr zeitaufwändige Tätigkeit mit übernehmen, die von den Mitarbeitern nicht geleistet werden kann.

Ilse Mäckler interessiert sich besonders für die Biografie-Arbeit und lebt sich innerlich in die  bisherige Biografie und jetzige Situation ihrer Schützlinge ein, ohne darüber Berichte zu verfassen. Sie fragt sich und ihr Gegenüber nach dem Warum und versucht Antworten zu finden darauf, wie man dem Menschen in seiner Situation helfen kann. Es ist oft nicht leicht, sich so völlig darauf einzulassen, aber dann auch wieder die Kraft zu finden, sich daraus zurückzuziehen. Auf den Formblättern bei der Aufnahme der Bewohner werden eigentlich nur äußere Dinge abgefragt, nicht aber das Wesentliche, was die Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion ausmacht. Das kann nur in der persönlichen Begegnung und in langen Gesprächen erfahren werden. Ilse Mäckler hat die Gabe, in ihrer selbstlosen und zurückhaltenden Art viel Gutes zu tun – dafür sei ihr Dank gesagt, auch wenn sie diesen mit aller Bescheidenheit abwehrt.

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Und hier noch ein Foto der Jubilarin mit ihrer Enkeltochter Anelia Mäckler. Siehe die Anelia-Bücher:

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