Als am 24.-25. Februar 2011 die Akademie der Künste in Berlin das Symposium Heldenprinzip 2011 veranstaltete, trafen sich die Referenten am Abend zuvor in einem indischen Restaurant, nicht weit vom Tagungsort entfernt. Reserviert war ein Tisch für etwa 30 Personen, an den wir uns peu a peu setzten. Als Walter Seyffer den Raum betrat und sich suchend umsah, meinte mein Tischnachbar lächelnd: „Da kommt er, König Arthus“ – mit wallendem weißem Haar und Bart, eine imposante Erscheinung.

Bei der Tagung erzählte Walter Seyffer mir von seinem neuen Buch, das derzeit ediert würde, und als ich es jetzt druckfrisch zugesandt bekam, war ich angenehm erfreut. Typographisch schön gestaltet, ist es auch inhaltlich substanzreich.

„Ein Beitrag zur anthroposophischen Biographiearbeit“ kündigt der Untertitel an, doch mit Rudolf-Steiner-Zitaten ist Walter Seyffer sparsam – Gott sei dank! Dieses ewige, gebetsmühlenartige Repetieren von Steiner-Zitaten auch heute noch, wo gerade der 150. Geburtstag des Anthroposophie-Gründers gefeiert wird, kann ganz schön geisttötend sein. Doch keine Spur davon im Buch – es ist durchaus inspirierend geschrieben – und auch provozierend, nicht nur in ausführlichen Analysen von Filmen a la Kill Bill (Quentin Tarantino), einem Film in zwei Teilen, den mein Sohn mir grinsend vorführte angesichts seiner ungeschminkten Brutalität.      

Interessant ist Walter Seyffers Verbindung der 12 Stationen der Heldenreise nach Campbell mit den 12 Tierkreiszeichen. Andere – mir ebenfalls schematisch anmutende Verknüpfungen, z.B. mit der anthroposophischen Jahrsiebt-Lehre – kann man zumindest staunend nachvollziehen, auch wenn ich persönlich weniger davon halte. Astrologen erscheinen mir eher wie psychologisch geschickte Geschichtenerzähler, denn als seriöse Interpreten kosmischer Zusammenhänge. Doch die astrologische Biographiearbeit ist ein wachsender Zweig im Markt der Biographik, und so sollte man sie zumindest genauer zur Kenntnis nehmen, wozu das Buch ebenfalls hilfreich ist.

Ich wünsche Walter Seyffers Werk viele Leser und inspirierte Gespräche, nicht nur unter Kollegen, die die Heldenreise in der Biographiearbeit fördern.  

Aus der Verlagsinformation: Die nach Joseph Campbell benannte „Heldenreise“ bildet ein universales Grundmuster in fast allen Mythen der Welt. Mit ihren wiederkehrenden Stufen, ihren Prüfungen, Niederlagen und Siegen bildet sie aber auch ein Gerüst, welches als Sinndimension in der Tiefe jedes menschlichen Lebenslaufes aufscheint.

Walter Seyffer verbindet die von Campbell zutage geförderten Strukturen erstmals mit den Rhythmen der anthroposophischen Biographieforschung. Ausflüge in die Welt großer Kinofilme und der populären Kultur machen sein Buch höchst unterhaltsam und anregend. Aus langjähriger Erfahrung als Berater bietet Seyffer auf jeder Seite praktische Anregungen für ein fruchtbares Verständnis der „Heldenreise“ durch die eigene Biographie. 

Walter Seyffer,
Jahrgang 1950, arbeitete als Designer und Musiker, bevor er die Anthroposophie und die Biographiearbeit kennenlernte. Heute ist er im Raum Heidelberg-Mannheim tätig. Als Autor schreibt er für die Zeitschrift Info3 – Anthroposophie im Dialog.