Das Buch ist so bunt und facettenreich wie sein Autor – und voller köstlicher Sätze. „13.3.96. Köln in der Sauna. Ich wichste für die Harald Schmidt Show ein Kondom voll und wurde von einem Fahrer abgeholt.“  

Rosa von Praunheim
Rosas Rache
Filme und Tagebücher seit 1960

336 Seiten, gebunden, farbige Abbildungen
ISBN 978-3-927795-48-8
Euro 29.80

Rosa von Praunheim (*1942) ist ein Universalkünstler. Man muss nicht schwul sein, um seine Arbeit zu schätzen, auch als Biograph spricht sie mich an. „Ich liebe Portraits, ob ich jemanden zeichne, male, interviewe oder mit der Kamera verfolge. Jeder Mensch ist spannend, man muss ihm nur die richtigen Fragen stellen. Mich interessiert die Wirklichkeit mehr als die Fiktion. Meine Spielfilme haben oft einen biografischen Hintergrund. Sie handeln von Menschen, die ich gut kennen, mit denen ich improvisieren kann und deren Fantasie mich begeistert.“

Für seinen Film Meine Mütter – Spurensuche in Riga  haben wir vom Biographiezentrum Rosa von Praunheim den Deutschen Biographiepreis 2009 verliehen.

„Es ist ein großes Glück kreativ zu sein, zu singen und zu tanzen“, schreibt RvP. „Das kann man auch im Altenheim tun. Ich kann eine Videokamera halten und im Altenheim auf meine Mitbewohner richten. Sie haben sicher viel zu erzählen.“

Das ist übrigens auch meine Lebensperspektive: So lange ich eine Maus in der Hand bedienen kann, kann ich im Internet publizieren. Im Altersheim dagegen sehe ich mich weniger, vielmehr von unserem Haus in Uganda aus bis zum Tod im WorldWideWeb irren, umwieselt von vielen lachenden schwarzen Menschen, Mitglieder der Großfamilie meiner Frau Farida, die zwar kein Geld, aber auch keine Depressionen haben.

Doch zurück zu Rosa: Sein Buch ist eine Perlsensammlung nicht nur für Rosa-Fans, sorgfältig schön gestaltet und typographisch gut lesbar aufbereitet. Dass der Schmöker darüber hinaus preisgünstig ist, erscheint mir als Geschenk an die Gemeinde. 

Aus der Verlagsinformation: „Seit vierzig Jahren dreht Rosa von Praunheim Spiel- und Dokumentarfilme. Er zählt weltweit zu den produktivsten schwulen Filmemachern. Sein engagiertes künstlerisches Schaffen hat die Emanzipationsbewegung maßgeblich beeinflusst und vorangetrieben. Seit seinem 17. Lebensjahr führt er Tagebuch, schonungslos gegen sich selbst und seine Umwelt. Erst sechzigjährig erfährt er, dass seine leibliche Mutter 1946 in der Psychiatrie verstorben ist, und sehr wahrscheinlich ermordet wurde. Rosa von Praunheim hatte das Glück, seine Verrücktheit in über siebzig Filmen zu verarbeiten, und das Glück schwul und kämpferisch zu sein, in einer Zeit, in der es kein KZ mehr gab. Rosas Rache ist eine Abrechnung mit sich selbst und seinen Feinden, mit spießigen Schwulen, Heteros und Menschen, die die Kunst verraten. Seine Adoptiv-Mutter sagte ihm einmal, sie hätte zwei Weltkriege überlebt: Er sei der Dritte.“